10 Jahre Erfahrungen auf einen Blick
10 Jahre habe ich benötigt, um meinen Rasen endlich so zu haben, wie ich ihn mir vorgestellt habe.
Das hat viel Zeit und Geld gekostet. Ich habe das mal zusammengefasst, vielleicht nutzt es dem einen oder anderen Rasenbesitzer und hilft Fehler zu vermeiden.
Weitere Vorschläge sind immer willkommen, schreibt mir einfach
Wie oft und wann gießen?
Tägliches Gießen ist nicht sinnvoll, es führt zu flachen kurzen Wurzeln, der Rasen geht bei größerer Hitze sofort ein und kann sich nur sehr schwer erholen.
Je nach Wetter, aber im Durchschnitt 2x die Woche richtig gießen ist besser. Wurzeln bilden sich dann tief in die Erde rein und können bei Trockenheit von dort noch Feuchtigkeit ziehen.
Gießt man nicht mehr (z.B. wegen Dürre und Wasserverschwendung), bleiben die Wurzeln im Boden noch am Leben und die Pflanze gedeiht bei Regen wieder.
„Richtig Gießen“ bedeutet den Boden richtig durchzunässen, also ruhig 90 Minuten mit dem Rasensprenger gießen.
Aber Vorsicht! Nicht bei Sonne oder in der Mittagshitze gießen, weil dann das Meiste wieder verdunstet und die Blätter verbrennen auch in der Sonne, weil die Tropfen ein Brennglas bilden können. Die richtige Zeit zum Bewässern ist lt. Gärtner so 4 Uhr früh, ich habe immer nach Sonnenuntergang so gegen 22/23 Uhr gegossen, dann kann alles gut einziehen und die Pflanzen erholen sich vom heißen Tag. Eine Zeitschaltuhr leistet dabei gute Dienste (siehe Tipps unten).
Wie oft und wie hoch mähen?
Das hängt vom Wetterbericht ab. Ist es heiß und trocken sollte man die höchste oder eine hohe Schnitthöhe wählen. Der Rasen kann dann der Hitze stand halten und gibt sich gegenseitig Schatten.
Mäht man kurz, weil man nicht so oft mähen will, kostet es dann den Rasen, denn der verbrennt, weil er schutz- und kraftlos ist.
Was spricht gegen einen höheren Rasen? Er ist schön und man kann auch darauf spielen, er ist ein Biotop für Tiere und gesund.
Man sollte aber darauf achten, dass unerwünschte Pflanzen ihren Samen nicht ausbilden, der ist sonst die Brut für nächstes Jahr.
Löwenzahn und breitblättrige Gewächse
Mag man keinen Löwenzahn, so kommt man nicht daran vorbei, diesen einzeln auszustechen. Zumindest kurz bevor der Samen ausgebildet ist. Im Laufe der Zeit verschwindet er meistens (siehe dazu auch vertikutieren).
Gleiches gilt für breitblättrige Gewächse, diese nehmen dem Rasen Licht und Luft und verdrängen ihn damit. Sie müssen also unbedingt raus, spätestens mit dem Vertikutieren.
Blumenwiese? Ziergarten lt. Vertrag
Eine Blumenwiese sieht nicht nur gut aus, sie ist gut für die Insekten und Bienen. Es gibt dafür extra Samen zu kaufen. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass der Charakter eines Ziergartens nicht zerstört wird. Das ist die Definition im Bauträgervertrag, Änderungen am Aussehen (wie auch Beete, Sträucher und Bäume) müssen von der WEG genehmigt werden.
Natürlich ist auch hier der Samenflug zu bedenken, denn der kann den Garten des Nachbarn ruinieren.
Vertikutieren – was ist das, wie oft und wann?
Der wichtigste Teil der Rasenpflege ist das Vertikutieren. Der Vertikutierer reißt den Boden auf, entfernt Moos, Unkraut und breitblättrige Gewächse, damit wird der Rasen gelüftet und kann sich erholen.
Ich habe am Anfang immer zu zaghaft vertikutiert, weil der Rasen beim Vertikutieren aussieht wie ruiniert. Erst als ich mich getraut hatte, nicht zu zaghaft zu vertikutieren, war der Rasen richtig gelüftet. Er sah dann aber so aus, als ob nur noch 1/3 des Rasens im Boden verblieben ist. Das aber genau war die nötige Luft für den Rasen um sich zu erholen und über den Winter mit viel Feuchtigkeit zu kommen. Moos hat sich dann viel weniger gebildet.
Zweimal im Jahr sollte vertikutiert werden:
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im Herbst kurz bevor der Rasen sein Wachstum stoppt,
dann kann sich der Rasen noch erholen und in den Winterschlaf gehen -
im Frühjahr, kurz nachdem er mit dem Wachstum begonnen hat,
damit wird das Moos des Winters entfernt und die Erde gut gelockert
Düngen?
Ohne Dünger ging es bei mir nicht. Ich habe es mit biologischem Dünger probiert, leider ohne Erfolg. Erst ein Dünger mit Unkrautvernichter führte zum richtigen Erfolg. Dabei sollte man aber die Gebrauchsanleitung gut studieren und auf folgendes achten:
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der Dünger kann in den ersten Tagen für Tiere und Kleinkinder giftig sein
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der Dünger muss gleichmäßig ausgebracht werden
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ich habe das nur mit einem Streuwagen geschafft, an den Wendepunkten ist da aber besondere Vorsicht angesagt, per Hand geht es schief und sieht komisch aus
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zu viel Dünger führt dazu, dass der Rasen verbrennt oder erstickt
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nur bei Trockenheit aufbringen, damit er nicht auf den Blättern haften bleibt
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Gießen nach Gebrauchsanweisung, Wetterbericht beachten!
In der Gartenabteilung vom Dauchenbeck oder vom Baumarkt kann man seine Erde kostenfrei analysieren lassen. Das Ergebnis zeigt dann an welche Nährstoffe dem Boden für einen guten Rasen fehlen. Diese kann man dann ausbringen (oft ist das z.B. einfach nur Kalk).
Moos
Moos ist hartnäckig. Es deutet auf einen zu feuchten Boden hin. Staunässe, die nicht abfließen kann (Schnee vom Winter oder Regen im Sommer). Der Boden ist zu dicht oder besitzt eine wasserundurchlässige Schicht (Bauschutt, Lehm etc.).
Da hilft nur vertikutieren, umgraben oder stärkere Maßnahmen.
Der Boden ist voller Bauschutt!
Leider ist der Boden oft nicht so toll. Es liegt Bauschutt darunter oder er ist zu stark verdichtet durch Baufahrzeuge etc.
Wird der Rasen trotz aller Tipps nichts, müssen stärkere Maßnahmen ergriffen werden.
Ich habe dazu den kompletten Rasen auf 20-30 cm umgegraben und Sand darunter gemischt. Danach muss neu angesät werden. Umgraben heißt mit dem Spaten graben und einer Gartenkralle den Klumpen klein machen. Nur die Gartenkralle ist, meiner Meinung nach, zu wenig.
Als das auch nicht geholfen hatte, habe ich einen LKW voll Muttererde bestellt, mit einer Bodenfräse habe ich den Boden bearbeitet und rausgeholt, was nicht reingehört, dann alles nochmal umgegraben und darauf eine 20 cm dicke Schicht Muttererde ausgebreitet.
Hier lohnt es sich, sich mit Nachbarn zusammenzutun, denn der LKW kostet egal ob der Kipper voll ist oder nicht.
Bei der Muttererde sollte man darauf achten, dass diese von einem guten Händler kommt. Sie muss vorbehandelt sein, damit man mit der Erde nicht eine Tonne Unkrautsamen mitgeliefert bekommt und es danach schlimmer wird als vorher. Das erste Jahr wird natürlich etwas kommen, die alten Pflanzen sollten aber weg sein, da diese kein Licht mehr bekommen, sterben sie ab.
Sonne und Schatten
Gut für den Rasen ist, wenn er nicht den ganzen Tag in der Sonne ist, Bäume, Sträucher oder Sonnenschirme helfe da. Solche Maßnahmen sind aber nur nach Zustimmung der WEG möglich.
Rasen säen
Rasen sät man auf einen lockeren Boden, dabei ist es hilfreich den Samen mit Sand zu vermischen. Er wird nur leicht mit einem Brett eingerückt.
Danach ist der Tisch für die Vögel gedeckt! Wenn Du auf der Arbeit bist, picken diese den Samen fleißig aus dem Boden und Du wunderst Dich, dass es nichts wird. Ich war froh als mir der Nachbar das damals berichtet hatte.
Geholfen hat es bei mir ein Gartenflies über den Boden zu spannen, es kommt Licht und Luft durch, aber die Vögel kommen nicht ran.
Sobald kleine grüne Graspflanzen aus der Erde gucken, ist er sicher vor den Vögeln. Diese fressen nur Samen, keine Triebe.
Tipps und Tricks
Bewässerung
Bewässern kann man Sträucher gut mit einem Tropfschlauch. Den gibt es günstig im Baummarkt als Meterware. Im Winter muss er abgebaut werden.
Um meinen Rasen hatte ich drei Schläuche gelegt, die zu drei Regnern führten, die dann die gesamte Fläche abdecken konnten. An einer Ecke hatte ich einen Teilkreisregner im Boden. Den Winkel kann man damit so einstellen, dass man nicht das Haus oder die Straße beregnet.
Das hat mir erspart immer den Regner (nachts) neu auszurichten. Da der Wasserdruck nicht für alle drei Regner ausreicht, habe ich eine Wasserweiche (1:4) gekauft (7€), jede Richtung hat einen separaten Wasserhahn, den man nach Bedarf öffnet. Den Wasserzufluss hatte ich mit einer mechanischen Zeitschaltuhr versehen (10€), die konnte ich auf 90 Minuten aufziehen und danach schließt sie den Wasserzufluss. Das war praktisch als ich ins Bett oder auf Arbeit wollte.
Natürlich gibt es auch Beregnungsautomaten, sogar mit Bodensensor, sodass es nur beregnet, wenn der Boden auch trocken ist.
Zusammenfassung
- 2x die Woche nach Sonnenuntergang gießen (90 Minuten lang)
- eine Zeitschaltuhr ist dabei sehr praktisch
- nicht unnötig gießen
- eine möglichst hohe Schnitthöhe halten
- keine Samen von Unkräutern austreiben lassen
- 2x im Jahr vertikutieren
- Düngen mit Unkrautvernichter
- Notfalls umgraben oder Muttererde auffüllen
- die Nachsaat mit einem Vlies vor Vögeln schützen
Hier ein paar Impressionen meines Lehrobjektes: